Das Einstein-Zentrum 3R ist eine Initiative der Berliner Wissenschaft, deren Ziel es ist, alternative Methoden zum Tierversuch zu entwickeln. Unsere Arbeit zielt auf robuste menschliche 3D-Gewebekultur-Modelle und Qualitätsstandards ab. Diese sind notwendig, um innerhalb der wissenschaftlichen Community Vertrauen in Alternativmodelle zu schaffen. Diese Modelle bieten Chancen, haben aber auch ihre Grenzen und in vielen Bereichen steht die Forschung erst am Anfang und hat noch einen langen Weg vor sich. Wir setzen uns dafür ein, diesen Weg zu gehen – für Qualität in der Forschung und zum Wohl der Tiere.
Thema des Einstein-Zentrums sind die 3R – Replace, Reduce, Refine. In der Forschung fokussieren wir uns auf Replacement, also Alternativen zum Tierversuch. In den Bereichen Training und Kommunikation beschäftigen wir uns hingegen auch mit Reduce und Refine. Das Einstein-Zentrum 3R wird über die Einstein Stiftung Berlin aus Landesmitteln finanziert. Übergeordnetes Ziel der Stiftung und somit auch von EC3R ist eine Stärkung des Wissenschaftsstandorts Berlin durch exzellente Forschung.
„Alternativen verstehen“ richtet sich an Menschen mit Interesse an biomedizinischer Forschung. Wir möchten auf verständliche Weise ein differenziertes Bild vom Stand der Forschung vermitteln und anhand von Beispielen Einblicke in den Forschungsalltag geben. Uns geht es dabei auch darum überzogenen Erwartungen an alternative Methoden ein realistisches Bild entgegenzusetzen.
Das „3R-Prinzip“ beschreibt ethische Handlungsgrundsätze für die Forschung mit Tieren. Es wurde von den beiden britischen Forschern William Russell und Rex Burch entwickelt und 1959 in ihrem Buch „The Principles of Humane Experimental Technique“ veröffentlicht.
Ziel des 3R-Prinzips ist es, Tierversuche wo immer möglich zu vermeiden (Replace), die Anzahl der in Versuchen verwendeten Tiere zu reduzieren (Reduce) und ihr Leiden auf das unerlässliche Maß zu beschränken (Refine). Das 3R Prinzip ist heute die Grundlage für die Tierschutzpolitik und Praxis moderner Forschungsansätze in vielen Ländern. Die konsequente Umsetzung des 3R-Prinzips in allen Bereichen tierexperimenteller Forschung ist die Voraussetzung dafür, dass Tierversuche von den zuständigen Behörden genehmigt werden.
Erweiterte Definition der 3Rs
In Anlehnung an das britische National Centre for the Replacement, Refinement and Reduction of Animals in Research (NC3Rs) existiert mittlerweile eine erweitere 3R-Definition, die die Entwicklungen in der Forschung der vergangenen 60 Jahre und die heutige wissenschaftliche Praxis miteinbezieht.
„Replace“ umfasst demnach nicht nur den Ersatz eines bestehenden Tierversuchs, sondern zusätzlich die Entwicklung und Anwendung von innovativen high-tech Methoden und Modellen, mit denen wissenschaftliche Fragen ganz ohne den Einsatz von Tieren beantwortet werden können. Dazu gehört auch der Ersatz von sämtlichen Materialien im Laboralltag, die tierische Bestandteile enthalten, wie zum Beispiel manche Nährmedien.
Der Bereich „Reduction“ umfasst auch die sorgfältige Konzeption und Analyse von Tierversuchen. Nur statistisch solide geplante Tierversuche, die robust und reproduzierbar sind und zum Erkenntnisgewinn beitragen, sind ethisch zu rechtfertigen.
Der Bereich „Refinement“ beinhaltet alle Maßnahmen, die den Tierschutz stärken, sowie die Anwendung von neuesten in vivo-Technologien und ein verbessertes Verständnis vom Einfluss des Tierwohls auf die Versuchsergebnisse.
Dieses Informationsangebot ist kein abgeschlossenes, sondern ein nach und nach wachsendes Projekt – so wie die Forschung sich auch immer weiter entwickelt und voranschreitet.
Bilder
Headerbild: Hocke-Lab, Charité | Air-Liquid-Interface Kulturen bronchialer Epithelzellen, die mit SARS-CoV2 infiziert wurden (rot). Einige der Epithelzellen tragen Zilien (grün), die Mucus, Schadstoffe und Pathogen abtransportieren. Zellkerne in Blau.
Kachelbild "Organoide": Hocke-Lab, Charité | Nachweis charakteristischer Zelltypen in Lungenorganoiden
Kachelbild "3D-Biodruck" : Screenshot aus Film über das Kurreck-Lab | Teilansicht eines Biodruckers
Kachelbild "Multi-Organ-Chip": TissUse GmbH | Hand mit Chip2 96-well
Kachelbild "In-silico-Verfahren": Clemens Alexander Wolf (modelliert nach Haga et al., Nature 2012)